Solidarisch generationenübergreifendes Wohnen ermöglichen

Pressemitteilung

Gestartet ist das Projekt Wohnprojekt Froh2Wo im Jahr 2017. Da taten sich 13 Menschen aus der Vorderpfalz, der Westpfalz, dem Saarland und Schleswig-Holstein zusammen. Es einte sie die Idee, zusammenwohnen und -leben zu wollen, und zwar über alle Generationen hinweg. Heute – sieben Jahre später, leben mehrere Generationen in gegenseitiger Achtung, Solidarität und Nachbarschaftshilfe zusammen: Sie stärken und unterstützen sich.

Manuel Funke, Karin Hartmann, Bad Dürkheim

Aus der gemeinsamen Idee von 2017 ist „Froh2Wo eG“ geworden – ein gemeinschaftlich orientiertes Wohnprojekt mit dem Ziel, ihren Mitgliedern eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung zu bieten. Die Genossenschaft ermöglicht das Leben in Gemeinschaft, unabhängig von Alter, Behinderung, Geschlecht, Religion, Kultur und Herkunft. Aktuell leben in dem Projekt 57 Erwachsene und 14 Kinder aus acht Nationen. Froh2Wo fördert eine nachhaltige, umweltbewusste und kooperative Lebensweise. Das heißt, die Bewohner*innen verzichten ganz bewusst auf einen Teil des individuellen Wohnraums, ohne dabei jedoch den privaten Rückzugsraum der Einzelnen außer Acht zu lassen.

Ausgehend von diesem Selbstverständnis sind zwischen 2020 und 2021 vier Neubauten mit insgesamt 41 Wohnungen entstanden, die von Menschen im Alter von 2 bis 85 Jahren bewohnt werden. Die ersten Mitglieder zogen im September 2021 ein. Aktuell sind alle Wohnungen belegt, wobei der Einzug in zwei Wohnungen im Februar/März 2024 erfolgen wird. Diese beiden Wohnungen waren bereits bis Ende 2023 belegt und wurden durch Wegzug frei. Innerhalb nur eines Monats konnten sie neu vergeben werden.

Herzstück Gemeinschaftsräume

Besonders stolz ist die Gruppe auf ihre Gemeinschaftsräume, dem Herz der Wohnanlage. Diese werden für gemeinsames Singen, Tanzen, Kochen Musik hören, für Kinoabende und natürlich zum Feiern genutzt. Ebenso gibt es hier Barabende und auch das Repair-Café ist hier zu Hause. Der Gemeinschaftsgedanke spiegelt sich ebenso im Car- und Fahrrad-Sharing wider, im Co-Working Space und dem Waschsalon mit sechs Maschinen. Was nicht fehlen durfte, ist eine gemeinsame Vorrats- Speisekammer sowie eine mit fast aller erdenklicher Technik ausgestattete Werkstatt. Finanziert wird das Wohnprojekt zu einem Drittel durch Genossenschaftsanteile der Mitglieder und zu zwei Dritteln durch günstige Kredite. Zusätzlich konnten Förderprogramme des Landes Rheinland-Pfalz in Anspruch genommen werden. Das Projekt erhielt eine Anschubförderung aus Bundesmitteln und mit der Stadt Bad Dürkheim wurde für das Grundstück ein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen.

Der “Solidaritätstopf”

Eine Besonderheit des Zusammenlebens ist der Solidaritätstopf, kurz als Solitopf bezeichnet. Der Hintergrund: Die Genossenschaft soll die Vielfalt in der Einkommensstruktur der Mitglieder widerspiegeln. Deshalb werden 13 Wohnungen an Menschen mit Anspruch auf sozial geförderten Wohnraum vergeben. Das heißt mitunter aber, dass Mitgliedern ohne ausreichendes Eigenkapital
die o.g. Genossenschaftsanteile aus eigenen Mitteln nicht aufbringen können oder keinen Kredit erhalten. Diese Menschen werden über den Solidaritätstopf unterstützt. In der Satzung heißt es deshalb: „Der Vorstand kann eine Wohnungsnutzung auch ohne die erforderlichen Anteile zulassen, wenn andere Mitglieder eine entsprechende Anzahl freiwilliger Anteile als Ersatz zur Verfügung stellen und einen unwiderruflichen Verzicht auf die Teilkündigung nach § 67b GenG erklären (Solidaritätsanteil).“

Dazu ein Beispiel: Für eine Wohnung mit 60 qm sind 64.500 Euro Genossenschaftsanteile zu zeichnen. Laut Solitopf-Konzept ist es ausreichend, wenn davon nur 2.500 Euro vom nutzenden Mitglied aufgebracht werden. Die restlichen Anteile, hier im Beispiel 62.000 Euro, werden aus dem Solitopf finanziert. Die Mitglieder hatten bei der Konzeptentwicklung den Wunsch, dass die Mitglieder, die Solidaritäts-Anteile nutzen, nicht erfahren sollten, wer die Soli-Anteilsgebenden sind. Nach intensiven Beratungen wurde deshalb ein Modell für den Solitopf entwickelt, das den juristischen und menschlichen Ansprüchen auf Anonymität gerecht wird.

Einzugshindernisse beseitigen

Obwohl Soli-Anteile nicht verzinst werden, konnten viele Mitglieder gefunden werden, die unter diesen Bedingungen in den Solitopf freiwillige Anteile eingezahlt haben, um anderen, nicht so zahlungskräftigen Mitgliedern, ein Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Dieses Konzept funktioniert in dem Gemeinschaftsprojekt bestens. In dem Solitopf befinden sich momentan 875 Anteile. Davon werden aktuell 653 Anteile genutzt. 222 Anteile sind also momentan nicht genutzt. Die Mitglieder erhalten von der Buchhaltung regelmäßig Information, wenn ihre Anteile nicht mehr genutzt oder benötigt werden. Das kann geschehen, wenn die Nutzenden z.B. ausgezogen sind oder die Anteile von den Nutzenden schrittweise zurückgezahlt werden konnten. Die Rückzahlung ist freiwillig und keine Bedingung für die Inanspruchnahme des Solitopfes. Die Anonymisierung ist garantiert, weil nur der Vorstand entscheidet, wem die Soli-Anteile bei der Aufnahme zukommen. Bisher konnte so zwei Familien geholfen werden, denen ein Einzug sonst nicht möglich gewesen wäre. Im Februar 2024 kommt eine weitere Familie hinzu. Der genossenschaftliche Gedanke wird so konkret: Was einer alleine nicht kann, vermögen viele gemeinsam.

Bad Dürkheim, 6. Februar 2024